Ort: Köln-Porz
Im Rahmen des Alevitischen Religionsunterrichts (ARU) am Stadtgymnasium beschäftigten sich mehrere Schülerinnen und Schüler mit dem Thema „Im Einvernehmen mit der Natur sein“. Im Fokus stand dabei die Reflexion über die Bedeutung und die Wahrnehmung der Natur für einen selbst. So wurden beispielsweise Briefe an eine bestimmte Pflanze oder ein bestimmtes Tier verfasst, sodass die Naturwelt gleichwertig und auf Augenhöhe betrachtet wurde. Auf Grundlage der individuellen Wahrnehmung wurde schließlich die Funktion und Bedeutung der Natur im Alevitentum erarbeitet und diskutiert. Die Natur hängt – ob nun abstrakt oder nicht – eng mit der alevitischen Identität zusammen: Im alevitischen Glauben sind das Göttliche oder die Wahrheit nicht nur in jedem Menschen lebendig, sondern auch in der Natur. Der alevitische Glaube bietet in den Regionen, in denen die Aleviten leben, durch Pilgerorte, die als heilig wahrgenommen werden, einen Halt im Leben. Die meisten dieser Orte sind Naturplätze, die zum Teil mit den Namen derer, die den Glauben verbreitet haben und heilig gesprochen worden sind, tragen.
Beispiele sind Düzgün Baba (Person und Berg, vereint in einem) oder Munzur Baba, ein Fluss, der den Namen eines Hirten trägt. Ein Pilgerort wie Gole Çetu (heiliger See, Treffpunkt zweier Flüsse) hat in Dersim und überregional eine Bedeutung. Selbst im gemeinschaftlichen Gebet, auch semah (übers.: Himmelsgewölbe) genannt, lassen sich Bezüge zur Natur herstellen. Immerhin handelt es sich hierbei um den „Tanz der Kraniche“. Viele Aspekte des positiven Menschenbildes der Aleviten finden sich in Motiven der Natur: der Mensch ist der „Ozean der Wahrheit“ oder „das Instrument, durch dessen Klang Gottes Liebe auf der Erde erklingt“ (Aşık Daimi). Aşık Veysel besingt die schwarze Erde als seinen treuesten Freund. Aus diesem Grund machten sich 13 Schülerinnen und Schüler stark für die Natur, indem sie – gewappnet mit Müllsäcken, Handschuhen und Greifzangen – Müll aufsammelten. Vom Alevitischen Kulturzentrum aus marschierten sie am Rheinufer entlang in Richtung Zündorfer Schwimmbad und machten das Porzer Rheinufer frei von der von Menschen verschuldeten Verschmutzung. Der traurige Ertrag? Ganze vier Säcke voller Müll.